Der von Fabrice Rousson und reedmachines.com zusammen entwickelte Außenhobel löst sich vom alten Design und bringt die Rohrbaumaschinen auf ein neues Level. Viele neue Einstellmöglichkeiten machen den Rohrbau an dieser neuen Maschine individuell und dennoch stabil. Intuitiver Umgang und Benutzerfreundlichkeit paaren sich mit Robustheit und Präzision. Oboe Blog gibt euch einen ersten Eindruck vom neuen "Oboe Cube".
Das praktische Würfelfomat mit rund 10cm Kantenlänge und einem Gewicht von gerade einmal 1,4 kg machen diesen Außenhobel für Oboe einzigartig. Leicht ist er im Handgepäck oder Rucksack verstaut. Vorbei ist also die Zeit mit auf Vorrat gebauten Rohren auf Tourneen, denn der Außenhobel ist immer mit dabei. Eine Handvoll aufgebundene Rohre und der Cube reichen, um an jedem Ort seine Oboenrohre zu bauen.
Nun aber zu den Details...
Der Oboe Cube kommt in einer praktischen Transportbox daher, die durch ein Rad geöffnet werden kann. An diesem befindet sich eine Schraube, die sich direkt mit dem Grundkorpus verbindet und ein ungewolltes Öffnen unmöglich macht. Die Box ist aus hartem Kunststoff gefertigt und an der Unterseite des Würfels ist eine Anti-Rutsch-Matte verklebt, die auch bei der Benutzung des Hobels einen festen und stabilen Stand sichert.
Der erste Eindruck wirkt komplex mit den vielen Schrauben, Rädchen und Skalen, da uns das Design noch nicht bekannt ist. Die üblicherweise über der Zunge liegende Schablone gibt es hier nicht.
Sie befindet sich beim Oboe Cube daneben.
Das Prinzip bleibt aber trotzdem das gleiche. Mittels einer Kugel wird eine Schablone abgetastet und auf das Oboenrohr kopiert. Durch eine innovative Mechanik neigen sich Zunge und Schablone
absolut parallel, was das Anbringen auf ein- und derselben Achse unnötig macht und die kompakte Form überhaupt erst ermöglicht.
Das Messer der Maschine ist, wie bei vielen neuen Rohrbaumaschinen, ein Rundmesser. Diese Art setzt sich immer mehr durch, da sie durch Drehen um wenige Grad wieder komplett scharf sind. Erst nach 360° muss das komplette Messer getauscht werden, was einen wesentlich längeren Lebenszyklus ermöglicht.
Zusätzlich arbeiten Rundmesser sehr präzise, da sie das Holz des Rohres mit nur einem sehr geringen Bereich berühren und bearbeiten.
Die Handhabung beim Hobelvorgang ist beim Oboe Cube auch neu. Bewegte sich sonst das Messer immer über das Rohr, ist es hier genau anders herum. Das in der Maschine befestigte Rohr und die Schablone werden beim Hobeln durch Druck mit dem Daumen hin und her bewegt. Der oben angebrachte Schlitten senkt sich ganz automatisch durch Abtasten der Schablone auf das Rohr und entfernt das Holz. Durch Drehen des Rades in der Mitte der Maschine wird zwischen den Hobeldurchgängen nur die Neigung verändert, um eine andere Stelle am Rohr zu bearbeiten.
Das Einschieben des Oboenrohrs geschieht wie gewohnt auf eine passende Zunge. Anders als sonst wird es hier aber nicht mehr auf einen Dorn gesteckt und mit einer Zwinge arretiert. Durch ein Rad
an der Seite wird es zwischen zwei Haltern eingespannt und sitzt so fest, dass die Zwinge gegen das Verrutschen nicht mehr nötig ist. Die Zunge ist zudem so geformt, dass das Rohr sich in
eingeweichtem Zustand perfekt anschmiegt.
Sehr praktisch ist auch, dass das Oboenrohr direkt durch Rotieren der Zunge umgedreht werden kann. Dadurch wird die andere Seite des Oboenrohrs exakt genauso bearbeitet.
Die Schablone ist industriell gefertigt und durch die heute Genauigkeit der CNC-Fräsen sehr genau und detailreich. Neben der europäischen und amerikanischen Standard-Schablone besteht auch die Möglichkeit sich eine individuelle Schablone nach Musterrohr anfertigen zu lassen. Aber das ist nicht unbedingt notwendig, denn die umfangreichen Einstellmöglichkeiten machen auch bei der Standard- Schablone eine individuelle Schabung möglich.
An der Seite der Maschine kann durch minimales Drehen von Gewindestangen die Länge der Ansprache(A) oder der Bahn(B) stufenlos eingestellt werden. Durch die Lagerung auf den Gewinden ist dies sehr präzise möglich. Bei der Einstellung der Ansprache bewegt sich die gesamte Schablone ein wenig vor oder zurück. Für die Länge der Bahn wird die Halbmondschablone minimal verschoben.
Zusätzlich gibt es auch noch die Möglichkeit den Halbmond gegen eine W-Schablone auszutauschen, um eine andere Schabung zu bekommen.
Das Einstellrad oben am Oboe Cube dient der Einstellung der Hobelstärke. Wie auch bei allen anderen Außenhobeln wird dadurch die Höhe des Messers eingestellt. Durch Drehen am Einstellrad senkt oder hebt sich dabei die Abtastkugel und die Dicke der Bahn im gesamten kann variiert werden. Dabei verändern sich alle Bereiche der Bahn auf gleiche Weise. Die Einstellung ist hier im 100stel mm Bereich möglich.
Wirklich neu und innovativ ist das Einstellrad unter dem Oboenrohr. Hier ist es möglich die Neigung des eingelegten Rohres zu verändern. Dadurch ist es möglich vorn an der Ansprache mehr Holz abzutragen als im hinteren Bereich oder andersherum. Das ermöglicht es allein mit der Standard-Schablone ein ganz individuelles Rohr zu fertigen. Je nach Vorliebe können Rohre mit unterschiedlich starken Bereichen erstellt werden.
Aufgrund der so umfangreichen Möglichkeiten, der guten Skalen und Beschriftungen kann man bei ähnlichen Bahnen auch Rohre für die Oboe d'amore oder das Englischhorn bauen. Die Einstellungen decken auch die Dicke, Breite und Länge einer Englischhornbahn ab. Einmal notiert findet man schnell seine alte Einstellung wieder. Testen konnte ich dies aber leider noch nicht.
Interessant wäre auch, ob die Einstellungen nach einem Messertausch gleich bleiben und nicht, wie auch bei anderen Maschinen, angepasst werden müssen. Vielleicht gibt es ja die ein oder andere Erfahrung, die ihr mit uns in den Kommentaren teilen wollt.
Für einen tiefergehenden Eindruck vom neuen Oboe Cube habe ich euch hier die englische Anleitung von der Herstellerseite eingefügt.
Beide PDF Dateien unterscheiden sich in Aktualität, da es bereits eine neue Version der Maschine gibt.
Weiter Informationen findet ihr auf der Website reedmachines.com
Preis: 1750€ (ohne Steuern)
Vielen Dank an Carl Andersson, dass ich seinen Oboe Cube testen durfte!
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oboes.ch (Sonntag, 01 März 2020 11:50)
Ich kann nur bestätigen, dass das die erste Maschine auf dem Markt ist, welche nicht die „Urväter der Maschinen,Rieger und Michel“, kopiert haben und versucht haben zu verbessern. Da die beiden Erfinder die Gebrüder Telkamp von Oboe und Fagott nichts am Hut hatten ( keine Musiker), haben beide eine innovative auf eigenen Ideen basierende Maschine entwickelt. Das Austauschen des Messer ist sehr einfach. Einmal getestet und damit gespielt erkennt man, dass man nicht ständig der perfekten Schablone nachrennen muss. Man hat soviele Möglichkeiten!
Félix Turrión Eichler (Dienstag, 14 April 2020 12:42)
Ich benutze den "Cube" seit über einem Jahr und bin sehr zufrieden. EH Rohre funktionieren auch sehr gut. Wenn man das Messer rotiert bzw. wechselt muss man natürlich alles ein bisschen dicker einstellen. Am vorteilhaftesten finde ich die vielen Freiräume zur systhematischen Recherche.
Seit zwei Monaten benutze ich eine personalisierte Schablone, die die Gebrüder Telkamp sehr entgegenkommend und unkompliziert nach dem Modell eines Rohres angefertigt haben.
Hauptgrund war die Kurve der Bahn. Mit der Standardschablone wird es entweder eine kleine Stufe hinten an der Bahn geben oder die Bahn ist vorne nicht dünn genug. Mit der neuen Schablone bleibt hinten ein kaum merkbarer Uebergang und die Bahn ist vorne trotzdem dünn genug.
Auch diese Dreiecke an den Ecken von der Standardschablone kann man mit keiner Einstellung beheben. (Es sei denn man setzt die Länge der Spitze auf 0 oder sogar -0,5 aber dann muss man halt die Spitze von der Hand schaben.)
Serhat Borak (Mittwoch, 29 April 2020 10:47)
Hallo liebe Leute
Ich wollte euch fragen ob welche jemand hier mit Aushöbelmachinen von Kge oder Reednstuff Erfahrungen hat. Ich mache mir ganze Zeit Gedanken welche ich mir kaufen müsste.
Ich würde mich sehr freuen ob jemand beide Machinen benutzt hat und Hier die Erfahrungen teilt.
Viele Grüße
Serhat Borak