Auf der diesjährigen Musikinstrumentenmesse in Frankfurt am Main stand diesmal die Oboe 155 AM von den Gebrüder Mönnig ganz besonders im Mittelpunkt. Der seit 1991 jährlich verliehene „Deutsche Musikinstrumentenpreis“ zeichnet besonders herausragende Entwicklungen im Instrumentenbau aus und wurde dieses Jahr durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie an die Gebrüder Mönnig verliehen. Der mit eine Urkunde und einer Medaille dotierte Preis ehrt die außergewöhnliche Handwerkskunst wie auch die wirtschaftliche Bedeutung des Musikinstrumentenbaus.
Neben einer subjektiven Benotung durch 5 anonyme Juroren, die aus namenhaften Professoren und Profimusikern zusammengestellt wurden, durchlaufen die Instrumente auch ein objektives Testverfahren unter Laborbedingungen. In der Rubik Intonation konnte die Oboe 155 AM der Gebrüder Mönnig dabei sogar die Bestwertung erzielen. Zusätzlich zu den Spieleigenschaften geht zudem eine Begutachtung des Handwerks durch einen Instrumentenbaumeister mit in die Bewertung ein.
Erst zum zweiten Mal, seit Stiftung der Auszeichnung, konnte eine Oboe den Preis für sich gewinnen. Die letzte Auszeichnung liegt bereits 14 Jahre zurück und ging an Frank & Meyer für das „Ludwig Frank“ Modell 211.
Nicht verwunderlich scheint hier die enge Verbundenheit der beiden Gewinnermanufakturen. Die gemeinsame Geschäftsleitung und die intensive Zusammenarbeit zwischen Berlin und Markneukirchen machte das Erfolgsrezept aus. Der Namensgeber des ausgezeichneten Modells Albrecht Mayer komplettierte die intensive Entwicklungsarbeit und konnte durch seinen großen Erfahrungsschatz im Orchester- und Solospiel die Oboe praxisnah mitgestalten.
Bereits 2007 begann die Arbeit an einem neuen Oboenmodell bei den Gebrüder Mönnig. Das bereits 2009 durch Albrecht Mayer vorgestellte Modell 150 AM überzeugte schon damals durch gute Intonation, leichte Spielbarkeit und einen dunklen fokussierten Klang.
Die Weiterentwicklung zum Modell 155 AM gibt der Oboe nun deutlich mehr Klangvariabilität ohne an Stabilität zu verlieren. Durch Veränderungen der Bohrung nähert sie sich dem französischen flexiblen Spielgefühl an, gemischt mit einem dunklen tragfähigen Ton.
Auffällig bei beiden Albrecht-Mayer-Modellen ist die stufige Bohrung im Becher, die es so nur bei Gebrüder Mönnig gibt.
Die Ausstattung des Gewinnermodells 155 AM befindet sich auf dem aktuellsten Stand der Entwicklungen des Oboenbau. So wurden beispielsweise zur Rissvermeidung in allen Tonlöchern des Oberstücks Einsätze aus Kautschuk eingesetzt. Neben der Vergoldung der Böcke wurden zur Resonanzverbesserung zudem auch der Silber-Rohreinsatz und die Oktavkessel vergoldet. Die Polster der Oboe sind größtenteils aus hochwertigem Kork mit einer speziellen Silikonschicht gefertigt. Diese sind durch ihre wasserabweisende Wirkung nicht nur äußerst langlebig sondern optimieren die Resonanz der Oboe erheblich. Beim Spielen im tiefen Register spürt man die Schwingungen deutlich an den Fingern und bekommt ein gutes Feedback vom Instrument.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Fachzeitschrift " 'rohrblatt", Ausgabe 2/2018.
Erhältlich im Finkenkruger Musikverlag unter https://rohrblatt.com/
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Bernd Schulz (Freitag, 24 August 2018 23:03)
Während mich die Mönnig 150 AM nie wirklich begeistern konnte, habe ich mich anlässlich der Musikmesse 2017 so heftig in eine 155 AM verliebt, dass ich das Instrument einfach erwerben musste. Ich spiele die Oboe jetzt seit 14 Monaten und habe meine Kaufentscheidung keine Sekunde lang bereut. Die Tiefe ist wunderbar flexibel, die Höhe steht bei großer Brillanz hervorragend, es gibt keinen Ton, der klanglich herausfällt (auch für das c2 ist gewiss keine Sondermechanik erforderlich), und die Intonation ist nahezu makellos (bis auf ein leicht zu tiefes f1 und f2, wie man es von sehr vielen Oboen gewohnt ist).
Alles in allem verstehe ich sehr gut, dass die 155 AM den Deutschen Musikinstrumentenpreis gewonnen hat, denn auch die 155er, die ich 2018 in Frankfurt ausprobieren konnte, haben mich äußerst positiv beeindruckt.
Mario Karger (Dienstag, 28 August 2018 20:10)
Ja, die 150er konnte mich auch nicht wirklich begeistern. Die schwang irgendwie mit mir und meinen Rohren nicht mit, war mir zu unflexibel.
Aber es gibt unter den Neuentwicklungen schon einige beneidenswert gute Oboen, wenn nur die Preise nicht so exorbitant wären.
Als ich anfing, kostete eine Profioboe mal gerade 6000 DM. Waren allerdings eine ganze Menge mehr Quackfrösche darunter, die sich auch trotz intensivster Bemühungen nicht in einen Prinzen verwandeln mochten.
Wenigstens hat sich die durchschnittliche Qualität schon verbessert und man findet bei einigen Herstellern mittlerweile brauchbare Instrumente.
Bernd Schulz (Donnerstag, 30 August 2018 22:55)
Mario, im Kontext der allgemeinen Inflation finde ich die heutigen Oboenpreise eigentlich nicht exorbitant hoch. Es stimmt: Eine Marigaux hat vor 40 Jahren ca. 5000 - 6000 DM gekostet. Aber was hat damals ein Brötchen gekostet, was ein Kilo Kartoffeln, was ein Bier in der Kneipe, was eine Handwerkerstunde, was ein Liter Sprit? Ich denke, die derzeitigen Instrumentenkurse entsprechen recht gut der "normalen" Teuerungsrate. Und wie du sehr richtig sagst, fällt die Durchschnittsqualität der Oboen (im Gegensatz zur Durchschnittsqualität der Brötchen beim Bäcker ;-)) heute deutlich höher als damals aus. Und nicht nur die Durchschnittsqualität: Instrumente wie mein vor zwei Jahren erstandenes Mönnig-Englischhorn oder eben meine 155 AM gab es auf diesem Niveau in den 1980er Jahren einfach gar nicht...
....würde ich mal dreist behaupten wollen....
Herzliche Grüße
Bernd