Der erfahrene Oboist, Hochschuldozent und Pädagoge Ralf-Jörn Köster lässt uns durch sein neues Buch an seinen Erfahrungen teilhaben. Das optisch sehr ansprechende Buch ist mit vielen Bildern und Zeichnungen versehen.
Das Buch richtet sich vornehmlich an Schüler und Studenten, kann aber auch erfahrenen Oboisten noch ein paar Tipps und Erkenntnisse liefern. Sehr umfangreich ist das Kapitel der Holzauswahl gestaltet, welches eine solide Ausgangsbasis für den Rohrbau schafft. Ebenso wird der richtige Umgang mit den Maschinen thematisiert.
Besonders positiv herauszuheben sind die vielen und umfangreichen Fotos. Sie vermitteln dem noch wenig erfahrenen Oboisten in einfachen Schritten die einzelnen Techniken.
Sehr schön beschreibt Ralf-Jörn Köster die Korrekturen des fertigen Oboenrohres. Gerade durch unterschiedliche Beleuchtungen zeigt das Holz seine Strukturen, was in den hochwertigen Fotos sehr zur Geltung kommt.
Einzig bei den Fassonformen lässt er uns eigenständig auswählen. Die Unterschiede von Instrument, Spieler und Hülsenkombination machen dies natürlich zu einem schwierigen Feld. Bei der Hülse schlägt er uns jedoch eine gemäßigte Variante, die bei vielen passen könnte vor. Vielleicht verrät er uns ja in einer zweiten Auflage seine bevorzugte Fassonform.
Alles in allem ist das Buch eine gute Anleitung zum Erlernen des Rohrbaus. Er teilt mit uns gut strukturiert seine Erfahrungen.
In 56 farbigen Seiten und über 100 Bildern sind die einzelnen Schritte gut erklärt.
Für einen Preis von 29,90€ könnt ihr es direkt bei ihm auf oboenrohr.com
oder in den meisten Online-Shops für Oboe kaufen.
Viel Spaß beim Rohre bauen!
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Bernd Schulz (Freitag, 09 Dezember 2016 19:16)
Und noch ein neues Rohrbaubuch! Nun, mir soll es recht sein - das Thema ist ja komplex genug! Und da ich Ralf-Jörn Köster durch unsere gemeinsamen Bundeswehrzeit kenne und schätze, werde ich das Büchlein sicher erwerben.
Angesichts der Leseprobe muss ich aber schon minimal moppern: Wie auch sonst häufig in der Literatur wird hier das vorherige Anfertigen einer Drahtöse mit Verwendung des Dorns beschrieben. Ich halte diese Methode für umständlich und daher wenig zweckmäßig. Selber knipse ich einfach mit der Zange ein entsprechendes Stück Draht (ca. 3 - 4 cm lang) ab und lege bei Beginn des Aufbindevorgang die "Öse" direkt an der (natürlich vorher geknickten) Fasson an. Dazu verdrille ich den Draht etwa auf mittiger Höhe der Fasson mit ca. drei Zangenumdrehungen so, dass die Öffnung unten an den Fassonschenkeln etwa dem Hülsendurchmesser entspricht bzw. etwas geringer ist. Dann schiebe ich die Fasson auf die Hülse, auf der sie jetzt schon locker hält. Und abschließend schiebe ich die Öse bis zum Hülsenbeginn herunter, um sie fester zu verdrillen, so dass die Seiten schon geschlossen wirken.
Auf diese Art spare ich mir das Hantieren mit dem Dorn und das oftmals etwas nervige Hereinfummeln der Fassonschenkel in die vorher gefertigte Öse.
Viele Grüße
Bernd
Bernd Schulz (Sonntag, 15 Januar 2017 22:28)
Mittlerweile habe ich Ralf-Jörn Kösters Rohrbauanleitung gründlich gelesen und meinen Kommentar dazu gerade an einer anderen Stelle im Internet veröffentlicht. Für diejenigen, die ihn dort nicht finden, obwohl sie das Thema interessiert, wiederhole ich ihn hier (minimal modifiziert) einfach noch einmal:
"Von der Holzstange zum Oboenrohr" ist mit vielen guten Zeichnungen und Fotos ausgestattet. Vor allem letztere sind in einigen Fällen sehr hilfreich - wenn es beispielsweise um das Thema Holzqualität geht, vermitteln sie klare visuelle Eindrücke, die in der bisherigen Literatur so noch nicht zu finden waren. Weiterhin ist das Buch in einem soliden und klaren Deutsch geschrieben, was sich nicht unbedingt von jedem seiner Vorgänger sagen lässt.
Da ich mich seit Jahrzehnten intensiv mit der Materie befasse, ist mir der Inhalt der gut 50 Seiten in den meisten Punkten nicht neu. Trotzdem bin ich dem einen oder anderen interessanten Tipp begegnet - die Idee, die aufgebundenen und aufgeschnittenen Rohre vor der weiteren Verarbeitung noch einmal zu wässern und am Übergang von der Hülse zum Holz zu "massieren", um damit Spannung abzubauen, finde ich z.b. sehr bedenkenswert (da ich gerade bei härteren Hölzern oft Probleme mit einer zu großen Spannung habe).
In etlichen Punkten gehe ich persönlich allerdings einen ganz anderen Weg als Ralf-Jörn Köster. So halte ich im Gegensatz zu ihm von den ganzen Härte- und Dichtemessgeräten sehr wenig bis gar nichts; stattdessen verlasse ich mich viel lieber auf meine Sinne und meine Erfahrung. Wie ich bereits mehrfach bekundet habe, werde ich im Leben auch wohl nie ein Freund des für meine Begriffe ganz und gar überflüssigen Aufbrennens werden, und der eigentliche Aufbindevorgang läuft bei mir entgegen Ralf-Jörn Kösters dringender Empfehlung frei aus der Hand ohne das Festbinden des Fadenendes an einem Tischbein oder einer Türklinke ab. Außerdem glaube ich nicht, dass die Mondphasen beim Rohrbau irgendeine bedeutsame Rolle spielen....
Aber bekanntlich führen viele Wege nach Rom! Alles in allem halte ich das Buch (oder besser gesagt Büchlein) für einen gelungenen, in sich stimmigen Leitfaden, der auf vergleichsweise geringem Raum erstaunlich umfassende Informationen zum Thema Rohrbau bietet. Ob ein Paperback von 56 Seiten, die dann auch noch zu ca. 10 Prozent Werbeanzeigen oder die Möglichkeit von "Notizen" beinhalten, einen Preis von knapp 30 Euro rechtfertigt, sei erst einmal dahingestellt. Gemessen an den üblichen Maßstäben des Lesers/Nutzers ist der Preis vermutlich deutlich zu hoch angesetzt, gemessen am zeitlichen Aufwand des Autors aber viel zu niedrig....
Viele Grüße
Bernd