Wie schon viel berichtet wurde, sind die Kunststoffrohre nicht alle gleich. Ich habe noch zwei weitere Rohre angespielt und deutliche Unterschiede feststellen können.
Ich hatte die Möglichkeit bei einem befreundeten Instrumentenbauer noch zwei weitere Légère Oboenrohre zu testen. Von der Verarbeitung und vom Aussehen waren diese absolut identisch. Die Spannung
war bei beiden wieder sehr niedrig und nahezu gleich.
Der Unterschied ist hauptsächlich das Spielgefühl! Durch eines der beiden Rohr geht deutlich mehr Luft hindurch und es schwingt ein wenig besser als mein zuerst getestetes. Das dritte war leider
ein wenig schlechter und rauschte sehr stark. Abgesehen von dem mal mehr und mal weniger starkem Rauschen war der Klang ziemlich gleich. Etwas flach, aber durchaus brauchbar.
Die Frage ist nun warum die Rohre unterschiedlich schwingen?
Eine mögliche Erklärung könnte die Molekülstruktur sein. Beim Arundo Donax ist die Ausrichtung der Holzes immer in der Längsachse. Wenn aber der Kunststoff gegossen wird, dann entsteht bei der Aushärtung eine zufällige Ausrichtung der Moleküle. Diese könnte eine wesentliche Auswirkung auf das Schwingungsverhalten haben.
Auch bei den anderen Légère Produkten ist eine deutliche Schwankung festzustellen. Die Fagottrohre sowie die Klarinetten- und Saxophonblätter sind auch alle verschieden.
Übrigens, mein Instrumentenbauer kam sehr gut auf dem Kunststoffrohr klar und konnte auch die tiefen Töne sehr gut anspielen. Er spielt eigentlich keine Oboe sondern Saxophon, Klarinette und
Querflöte und testet nur die Instrumente nach der Generalüberholung mal an. Da er einen ständigen Wechsel der Instrumente gewohnt ist und sich schnell umstellen kann, war er ganz angetan. Ich
denke für den Musicalbereich bei schnellen Wechseln ist das Kunstoffrohr ideal, da es nicht eingeweicht werden muss und sich nicht verändert.
Vielleicht ist ja in Zukunft auch ein Englischhornrohr geplant? Das würde den schnellen Wechsel auch im klassischen Orchester erleichtern.
Es gibt sicherlich Kritik, die man anführen könnte, doch bringt es durch die immer gleichbleibenden Eigenschaften und das nicht notwendige Einweichen auch viele Vorteile.
Ich denke das Kunststoffrohr wird nicht so schnell das Holzrohr ersetzen und sollte auch nicht als Ersatz wahrgenommen werden. Es ist eine gute Ergänzung und hilft denjenigen, die sich darauf
einlassen.
Abzuwarten bleibt auch, wann sich die ersten Schüler komplett auf das Kunststoffrohr eingespielt haben und dann die fehlenden Eigenschaften anders ausgleichen.
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Bernd Schulz (Freitag, 05 Mai 2017 08:27)
Gestern hatte ich bei Uwe Henze in Neuss die Gelegenheit, sechs oder sieben Legere-Rohre zu testen. Und ich kann bestätigen, dass die Rohre alle unterschiedlich sind - es gab deutlich besser und deutlich schlechter schwingende Exemplare.
Allerdings sind selbst die besseren Legere-Rohre für mich völlig unbrauchbar. Die Spannung ist zu gering, die Tiefe klemmt auch bei ihnen immer noch massiv, es geht zu wenig Luft durch, und die Höhe steht bei mir nicht gut. Aus arundo donax kann ich in sehr kurzer Zeit ein Rohr bauen, das zu der Art, in der ich spiele, einfach viel besser passt. Solange Legere keine größeren Modifikationen, die dazu führen, dass die Rohre anders durchschwingen, vornimmt, stellt der Kunststoff für mich keine Alternative dar. Auch zum Üben würde ich die Legere-Rohre nicht verwenden wollen. Und das schreibe ich nicht, weil ich selber mit dem Rohrbau meine Brötchen verdiene, sondern weil es einfach so ist.